Die Mechanisierung in der US amerikanischen Landwirtschaft hat im Vergleich zu Europa doch den einen oder anderen Weg eingeschlagen und die alten Traktoren unterscheiden sich in einigen Punkten sehr deutlich voneinander. Sehr früh dominierten in den USA die Vierzylindermotoren welche im Gegensatz zu Europa nicht mit Diesel sondern mit Kerosin oder Benzin betrieben wurden. Das dürfte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass die Wintertemperaturen im kontinentalen Klima der USA oftmals lange beständig unter – 15°C liegen können, was den Betrieb eines Dieseltraktors sicherlich erschwert. Des Weiteren war Benzin wesentlich günstiger in der Herstellung und im Einkauf. Es sollte jedoch nicht verschwiegen werden, dass es in den USA interessante technische Lösungen gegeben hat welche den Betrieb eines Traktors mit Benzin- und Dieselkraftstoff ermöglicht haben. Bis zum erreichen der notwendigen Betriebstemperatur wurde der Traktor zuerst mit Benzin betrieben, bevor dann der Motor auf Dieselbetrieb umgestellt werden konnte.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in den 40er Jahren war der 2. Weltkrieg. Zu Gunsten der Rüstungsindustrie wurden die US amerikanischen Traktorenhersteller mit Produktionsquoten belegt, in denen festgeschrieben wurde, dass die in einem Folgejahr produzierte Stückzahl die Stückzahl der Vorjahresproduktion unterschreiten musste. In diesem Zusammenhang war wieder einmal der Erfindergeist von Henry Ford wegweisend. Er nahm kurzerhand kleine technische Änderungen an einem bestehenden Modell vor, nannte das Modell um, z.B. in Ford 2N (für die Produktionsserie) und schon war Ford an keine Vorjahresstückzahl mehr gebunden und konnte nach belieben Traktoren dieser „modifizierten“ Serie produzieren.
Einige kleine aber feine technische Unterschiede in TEXT und BILD:
In den Weiten des Mittleren Westen war es nicht notwendig andere Verkehrsteilnehmer zu warnen, deshalb befindet sich an keinem Lenkrad eines historischen US Schleppers eine Hupe.
Lange Zeit gab es die Vorderräder bei vielen Herstellern nur mit eng aneinander montierten Reifen auf einer gabelförmigen und stark verkürzten Vorderachse. Dies war technisch simpel, günstig zu bauen und bot einen enormen Wendekreis.
Bei Farmall findet sich ein Seilsystem welches bei vollem Lenkradeinschlag die Reifenbremse automatisch mitbetätigte um den Wenderadius zu verkürzen.
In den 20er und 30er Jahren liefen in den USA viele Traktoren auf „Dualkraftstoff“ und hatten 2 Tanks, z.B. der Farmall F20. Zuerst wurde der Traktor mit Benzin gestartet. War die Betriebstemperatur erreicht wurde auf den Tank mit „Distillate” umgestellt. „Distillate“ war leichter als Benzin und wurde im Motor nicht vollständig verbrannt. Der übrigbleibende Schmierstoff lief zurück in den Öltank und es war eminent wichtig den Ölstand zu kontrollieren um im Bedarfsfall das überschüssige Öl abzulassen.
Der Erfinder der Dreipunktaufhängung ist der Ire Harry Ferguson. Im Jahr 1933 stellte Ferguson in seiner Werkstatt in Belfast den weltweit ersten Schlepper mit hydraulischer Dreipunktaufhängung den Black Tractor vor. Bereits 1938 schloss Ferguson sich mit dem amerikanischen Automobil- und Schlepperhersteller Henry Ford zusammen. 1938 erschien auch der erste Ford-Schlepper mit der Dreipunktkupplung, der Typ 9N. Im Bild sehen wir den Ford 2N mit Ferguson System.
Die Verminderung des Bodendrucks durch den Einsatz eines Raupenschleppers war in bestimmten Regionen der USA schon früh ein alltägliches Bild.
Die Entfernung der Märkte hat im Wesentlichen dazu beigetragen, dass sich jenseits und diesseits des Großen Teichs unterschiedliche Hersteller einen Namen gemacht haben. Neben den bekannten internationalen Größen wie John Deere, IHC Case, Ford (heute New Holland), Mc Commirk, etc. gibt es Herstellernamen welche wir in Europa kaum kennen dürften wie z.B. Oliver, Allis-Chalmers oder White.